Der Klang ist gut in dem Kellergewölbe mit der bogenförmigen
Decke. Genau richtig für den Perkussionisten Ingar Zach und den Gitarristen Kim
Myhr. Die beiden Norweger waren am vergangenen Freitag eigens nach München gereist, um im MUG im Einstein
das letzte Konzert der Improvisationsreihe „Offene Ohren“ vor der Sommerpause
zu spielen.
Zuerst zauberte Zach aus der enormen Pauke und einem
vielgestaltigen Sammelsurium kleinerer Klangkörper einen abwechslungsreichen
Verlauf von Klangwelten. Das mit ihm reisende Instrumentarium füllte einen ganzen
Tisch aus – und das war nur eine Auswahl. „Ich überlege immer genau, was ich
auf eine Reise mitnehmen soll“, sagte er. Seine drei Pauken bleiben auf
jeden Fall immer zu Hause, sonst würde es logistisch zu kompliziert. Hier hatte sich „Offene-Ohren“-Organisator
Hannes Schneider um ein Leihinstrument gekümmert. Zachs Auftritt begann mit
einem sonoren Katerschnurren. Es wechselte mit Tatzenschlägen und Krallenhieben
und wurde abgelöst von Sandstürmen, Blitzen und Donnergrollen. Metallische und
hölzerne Klangkörper unterschiedlicher Form und Größe wanderten auf die Pauke und
wieder herunter. Becken, Bogen, Paukenschlegel, elektronische Soundelemente und
Bläsertechniken erweiterten das Gefüge. Es klingelte und rasselte, rauschte und
knallte. Ein Pferd schnaubte, prustete, galoppierte drauflos.
Als Zachs Geräuschgewirbel verklungen war, entfalteten Kim
Myhr und seine 12-saitige Gitarre ein dichtes Klanggewebe, zu dem eine ganze
Herde Pferde durch die Steppe hätte galoppieren können. Vertikal nennt Myhr seine Art
zu spielen, mit wenig Variation im Sinne einer Melodielinie, dafür aber
möglichst vielen Klangschichten übereinander. Man würde tatsächlich nicht
vermuten, wie viel Sounddichte sich aus einer einzigen Gitarre herausspielen
lässt. Das Verstellen von Saiten während des Spielens brachte zusätzliche Ebenen hinein. Als Kontrapunkte erlaubte sich Myhr ab und an auch, intuitiv einige melodische
Verläufe aus den Saiten zu zupfen. „Ich möchte der Neigung
widerstehen, immer dasselbe zu machen“, sagte er dazu.
Zum Abschluss ließen Myhr und Zach die Klänge ihrer
Instrumente in einem Duo-Stück ineinander fließen. Ohne ein zweites als Zugabe
ließ das Publikum sie nicht von der Bühne. Es spricht alles dafür, dass die
beiden wieder hier zu Gast sein werden. Freunde der Improvisationsmusik können
sich zunächst einmal den August vormerken für den Start in die nächste „Offene
Ohren“-Saison.
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